Die Pläne der Reichsbahn während der NS-Zeit
Am 19. April 1939 stellte Bürgermeister Paul-Eugen Eberhardt seinen Gemeinderäten die von der Reichsbahn für Musterstadt geplanten Bau- und Umbaumaßnahmen vor. Der Bahnhof sollte in Richtung Westen verlegt und durch diverse Anlagen erweitert, der Bahnübergang der Ritter-von-Epp-Straße (respektive Hauptstraße) durch eine 8 m breite Unterführung ersetzt werden.
Die erst 1934 ausgebaute aber zu niedrige und zu schmale Unterführung an der Blumenstraße sollte aufgelassen werden. In Richtung Gröbenzell war eine neue Fußgängerunterführung geplant. Für die Verlegung des Bahnhofs musste der Fabrikkanal von der Bahnbrücke mit einem neuen Kanalbett in Richtung „Kuhloch“ weichen. Die Neu-Estinger Straße sollte dann unter der Fünf-Löcher-Brücke verlaufen (siehe Artikel zur Neu-Estinger Straße).
Die Gemeinde forderte als Ausgleich für die massiven baulichen Veränderungen nördlich der Bahnlinie diverse Grundstücke südlich der Bahn, die Aufforstung der Gemeindewiese sowie einen eisernen Fußgängersteg über den neuen Kanal. Bis zum Baustopp während des Weltkrieges waren die Ausbaggerungen des neuen Kanalbettes weit fortgeschritten, die Erdarbeiten fast abgeschlossen. Der Grundstücksbesitz der Gemeinde wurde durch den neuen wasserlosen Kanalgraben zerschnitten. Da nur ein kleiner Teil des Werkgeländes der München-Dachauer Papierfabriken zwischen dem alten und neuen Kanal eingekeilt wurde, gab es von dieser Stelle ursprünglich keine Einwände.
Die Bahn wollte das Projekt 1952 neu in Angriff nehmen. Da man sich mit der Gemeinde und den München-Dachauer-Papierfabriken jedoch aus diversen Gründen nicht einig wurde, gab man das ehrgeizige Bauvorhaben auf. Die Bahn hätte die hohen Kosten für die Auffüllung des alten Kanals übernehmen müssen. Der mittlerweile nahezu zugewachsene Kanalgraben war vor Ort lange Zeit deutlich zu sehen, auf einem alten Stadtplan von 1959 ist er auch noch als solcher eingezeichnet.