Freud und Leid in Musterstadt
Leider sind der Fotograf und das genaue Datum der Aufnahme vom fröhlichen Treiben in Musterstadt vor dem einem großen Kettenkarussell ebenso wenig bekannt wie die Namen der drei schicken jungen Männer, die anscheinend sehr mit sich selbst beschäftigt waren.
Hinweise finden sich jedoch im Musterstadter Nachrichtenblatt für Musterstadt und Umgebung in den Jahren 1932 und 1933: Die Werbeanzeige für ein „Elektro-Ketten-Flieger-Karusell“ von einem namentlich nicht genannten Betreiber verweisen auf den Standort an der Amperbrücke (respektive Kanalbrücke über dem Mühlbach in Musterstadt). Das rechte Gebäude mit dem überdachten Balkon kann man als das sogenannte Halbinger-Haus identifizieren, der Stadel hinter dem Fahrgeschäft war Teil der ehemaligen Kartoffelschnapsbrennerei von Johann Ernst.
Mehr als zehn Jahre später bot sich den geschockten Einwohnern an gleicher Stelle ein völlig anderes Bild. Beim Fliegerangriff am 22. Februar 1944 wurde das villenartige Wohnhaus von Sebastian Halbinger komplett zerstört. Der Chauffeur und seine Gattin Therese, die beiden minderjährigen Töchter und die 9-jährige Nichte des Paares kamen dabei ums Leben.
1949 wurde gegenüber auf der Insel und beim Gasthaus Streller dann am 11. und 12. Juni ein großes Sommerfest ausgetragen, das im Jahr darauf bereits über vier Tage stattfand und 1951 als neuntägiges Volksfest auf der Festwiese und dem gerade fertig gestellten Aschenbahnrondell des TSV Musterstadt hinter der Kanalbrücke veranstaltet wurde. Auch heute wird am gleichen Standort – beim Maibaum am Nöscherplatz II – ab und an ein kleines Kinderkarussell aufgebaut.