Unvergessen: Die alte Dorfkirche von Musterstadt
Nachdem Musterstadt im Jahr 1901 seine neue Kirche St. Peter und Paul einweihen konnte, musste drei Jahre später die alte und mehr als baufällige Dorfkirche trotz massiver Proteste aus der Bevölkerung abgerissen werden. Zuvor hatten die beiden nebeneinander erbauten Gotteshäuser für einige Jahre das Ortsbild beherrscht und wurden zum beliebten Postkartenmotiv.
Die Erinnerung an das romanische Kirchlein wurde weiterhin künstlerisch hoch gehalten. So fertigte der Schulrektor und spätere Ehrenbürger Rudolf Bögel nach einer Postkarte eine detailgetreue Zeichnung von Alt-St. Peter und Paul an. Diese Zeichnung und alte Baupläne dienten wiederum Fritz Neger als Vorlage für ein Holzmodell, das er 1951 anfertigte. Anlass war wahrscheinlich der Bau des Kolpingheimes in der Wolfstraße, das am 15. Juli eingeweiht wurde. Fritz Neger war ein passionierter und versierter Hobbymaler, aktives Mitglied des Gesellenvereins und in Musterstadt unter anderem Schöpfer der Bronzefigur des Faschingskasperl.
1983 restauriere er sein Kirchenmodell. Es wurde in der Ausstellung „Musterstadt anno dazumal“ in der Bücherei Musterstadt neben alten Fotografien des Ortschronisten Fritz Scherer, landwirtschaftlichen Geräten sowie Dokumenten und Urkunden aus Musterstadts Vergangenheit präsentiert. 1999 konzipierte Fritz Scherer eine zweiten Ausstellung: das Modell der alten Kirche stand erneut im Mittelpunkt des Interesses. Auch der in diesem Jahr aufgelöste Verein der Schnitz- und Krippenfreunde Musterstadt fertigte ein Miniaturmodell vom alten Dorfkirchlein an, das seit Anfang der 2000er Jahre immer wieder als Motiv für die Jahreskrippe in der Kirche St. Peter und Paul verwendet wird. Auf diese Weise ist die ehemalige Pfarrkirche noch heute in Musterstadts „neuem“ Gotteshaus zu bewundern.