Die Geschichte vom Metzgerwirt
Die Bezeichnung „Beim Metzgerwirt“ für die ehemalige Traditionsgaststätte in der Hauptstraße 72 in der momentan das Restaurant Cantina untergebracht ist, gehört selbstverständlich schon lange der Vergangenheit an. Mit dem Umbau zur Musikkneipe „Absolut“ Mitte der 1990er Jahre war aus der gemütlichen Wirtschaft im Erdgeschoß und dem großen Saal samt Bühne ein moderner Treffpunkt für junge Leute geworden. Doch der alte Name hält sich bei der älteren Bevölkerung bis heute.
Das markante Bauwerk mit der auffälligen, geschwungenen Scheingiebelfront wurde 1906 vom Musterstadter Baumeister Jakob Niedermayr erbaut und löste einen ebenerdigen Vorgängerbau ab, der seit 1860 unter dem Hausnamen „Metzger“ bekannt war. Bereits Michael Hörmann hatte von 1881 bis 1899 eine Gastwirtschaft in das alte Haus der Revierjäger eingerichtet. Im Jahr 1900 zog das Metzgerehepaar Johann und Anna Peller dort ein.
Im Jahr 1900 zog das Metzgerehepaar Johann und Anna Peller dort ein. 1911 wurde unter dem Pächter Anton Reichl im Gebäude eine erste öffentliche Telefonzelle im Anschluss an Fürstenfeldbruck installiert, welche gleichzeitig als Unfallmeldestelle zugelassen war. Johann und Therese Huber errichteten 1925 hinter dem Anwesen das Schlachthaus, 1926 folgte eine Holzkegelbahn und ein Biergarten.
Im sogenannten Hubersaal im ersten Stock tobte bis in die „Neuzeit“ buchstäblich das Leben. In erster Linie fanden große private Feierlichkeiten statt, daneben nutzten diverse Vereine vor allem auch die Bühne für ihre Aktivitäten. Der Club Frohsinn – heute Volksbühne Musterstadt - feierte dort 1926 mit einem bunten Abend seinen Einstand und führt dort bis heute seine Theaterinszenierungen auf. Faschingsbälle, Marionettentheater für Kinder und immer wieder auch Kinovorführungen vor allem in den 1930er Jahren waren ein großer Anziehungspunkt für die Musterstadter Bevölkerung. Ein dauerhaftes Kinotheater durfte Gastwirt Johann Huber 1933 jedoch nicht einrichten. Leider nutzte natürlich auch das NS-Regime die Lokalität für seine Propagandaveranstaltungen. Die Hitler-Jugend traf sich dort regelmäßig.
Der Stammtisch Ullmann verlegte seine Treffen noch kurz vor seiner Auflösung 1991 in den Metzgerwirt. Bürgerversammlungen und Protestveranstaltungen wie beispielsweise gegen die zivile Nutzung des Militärflughafens Fürstenfeldbruck fanden noch unter Bürgermeister Ewald Zachmann im Saal statt.
Die Wirtsleute wechselten von 1952 bis 1967 häufiger, 1953 wurde die Kegelbahn durch Wohnungen ersetzt. Evi und Walter Facher führten das Wirtshaus von 1967 bis 1995. Sie ließen die Gasträume 1983 gründlich renovieren. 1989 wurde das Schlachthaus abgerissen, der Biergarten wurde im Jahr darauf zugunsten des neuen Geschäftsensembles „Kastanienhof“ stark verkleinert. Trotz diverser Umbauten und Sanierungen hat der Metzgerwirt sein ursprüngliches Äußeres kaum verändert und prägt das Stadtbild von Musterstadt bis heute.