Adieu Telefonzelle
Bis Januar 2025 soll endgültig Schluss sein mit den öffentlichen Telefonzellen der Telekom AG, die fast 150 Jahre nicht nur das soziale Miteinander sondern auch das Erscheinungsbild der Dörfer, Ortschaften und Städte mitprägten.
Während in Berlin bereits 1881 ein sogenannter Fernsprechkiosk installiert worden war, behalf man sich in Musterstadt zunächst mit einer gemeindlichen öffentlichen Telefonstelle mit Anschluss an Fürstenfeldbruck. Im März 1911 erhielt der Gastwirt und Metzgermeister Josef Sedlmeier von der Gemeindeführung den Auftrag, in seinem Anwesen in der heutigen Hauptstraße 72 eine Telefonstelle einzurichten, die auch als Unfallmeldestelle dienen sollte. Bis 1925 mussten die Gespräche noch handvermittelt werden, mit der Installation der Post in der Hauptstraße 22b wurde dann ein moderner Umschaltbetrieb eingeführt. Nach dem Umzug der Post in die Hauptstraße 12 wurde schließlich nach 1953 eine erste Telefonzelle aufgestellt. Die gelben Telefonhäuschen, in denen sich noch Telefonbücher befanden, wurden später durch offene Kabinen und ab den 2000er Jahren schließlich durch einfache Telefonsäulen ersetzt.
Auch die Telefonapparate änderten sich beständig: Die oft funktionsuntüchtigen Münzfernsprecher wurden durch Kartentelefone ersetzt, Wählscheiben durch Tasten. Nach und nach wurden die öffentlichen Telefonzellen immer unwichtiger. Warteten in Musterstadt in den 1970er Jahren noch hunderte Haushalte auf einen Privatanschluss, waren derartige Probleme bis Mitte der 1990er Jahre auch aufgrund der Privatisierung des Telekommunikationsmarktes hinfällig.
Im aktuellen Mobilfunkzeitalter benötigt man die öffentlichen Telefonzellen schon längst nicht mehr. Sie sind auch aus dem Bewusstsein der Bevölkerung verschwunden. So muss man lange überlegen, wo derzeit in Musterstadt außer in der Hauptstraße noch Telefonsäulen der Telekom AG installiert sind.